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  1. Analyst Insights

Was ist eine Profitabilitätsanalyse und warum ist sie für Unternehmen wichtig?

Was ist eine Profitabilitätsanalyse und warum ist sie für Unternehmen wichtig?

Written by

Ashkan Salim

Ashkan Salim
Analyst Published 04 Oct 2022 Read time: 7

Published on

04 Oct 2022

Read time

7 minutes

Key Takeaways

  • Ohne Berücksichtigung des Branchenkontextes können Profitabilitätsanalysen zu Fehlentscheidungen führen.
  • Die Profitabilitätsanalyse kann einen Eindruck von der Leistung und dem Potenzial eines Unternehmens sowie von den Risiken, denen es ausgesetzt ist, vermitteln.
  • Eine gute Profitabilitätsanalyse stützt sich nicht nur auf Profitabilitätskennzahlen, sondern auch auf andere Finanzkennzahlen und auf qualitative Analysen, da die Profitabilitätskennzahlen isoliert betrachtet nur eine begrenzte Aussagekraft haben.
  • Um die Chancen und Risiken für ein Unternehmen richtig einschätzen zu können, ist es wichtig, herauszufinden, wie sich die Branche, zu der das Unternehmen gehört, entwickelt.

Da der Erfolg eines Unternehmens eng mit seiner Fähigkeit verbunden ist, Gewinne zu erwirtschaften, sind die Kennzahlen zur Profitabilität eines Unternehmens von enormer Bedeutung für die Unternehmensleitung, Investoren, Geschäftspartner und Kreditgeber. Profitabilitätsindikatoren können einen ersten Eindruck von der Leistung eines Unternehmens vermitteln und somit ein wichtiger Bezugspunkt bei der Entscheidungsfindung sein.

Was ist eine Profitabilitätsanalyse?

Die Durchführung einer Profitabilitätsanalyse ist eine Möglichkeit, die Leistung eines Unternehmens zu messen, indem seine Fähigkeit, Gewinne zu erzielen, untersucht wird. Profitabilitätskennzahlen können Führungskräften, (potenziellen) Investoren, Geschäftspartnern sowie Kreditgebern dabei helfen, ein bestimmtes Unternehmen aus verschiedenen Blickwinkeln zu analysieren und fundierte Entscheidungen zu treffen.

Ein Blick auf verschiedene Profitabilitätskennzahlen wie Umsätze, Kosten, Eigenkapital und Fremdkapital kann einen Eindruck davon vermitteln, wie gut das Unternehmen aufgestellt ist, was verbessert werden kann, und ob sich eine Investition in das jeweilige Unternehmen lohnt oder nicht.

Warum ist die Analyse der Profitabilität wichtig?

Für die Geschäftsführung eines Unternehmens ist es wichtig, nicht nur die Profitabilität des Unternehmens als Ganzes, sondern auch jene der verschiedenen Produkte und Geschäftsbereiche zu analysieren, um feststellen zu können, welche Produkte oder Dienstleistungen Gewinne und welche Verluste erwirtschaften. Diese Informationen können dann herangezogen werden, um Entscheidungen über die Preisgestaltung, den Produktmix und andere strategische Angelegenheiten zu treffen.

Anhand einer Profitabilitätsanalyse lässt sich auch ermitteln, welche Kunden und welche Lieferanten den größten Einfluss auf die Profitabilität haben, was dem Unternehmen Hinweise darauf geben kann, welche Partnerschaften besonders gut gepflegt werden sollten.

Für Investoren, Kreditgeber und Geschäftspartner ist die Analyse der Profitabilität von Unternehmen wichtig, um einschätzen zu können, ob sich eine Investition in das jeweilige Unternehmen lohnt und ob ein Unternehmen zahlungsfähig ist.

Welche sind die wichtigsten Kennzahlen zur Berechnung der Profitabilität?

Analysten und Investoren bedienen sich verschiedener Profitabilitätskennzahlen, um die Fähigkeit eines Unternehmens zu messen und zu bewerten, Gewinne im Verhältnis zu Größen wie Umsätzen, Betriebskosten und eingesetztem Kapital zu erzielen. Dabei wird zwischen Margen- und Rentabilitätskennzahlen unterschieden.

Die Margenkennzahlen beziehen sich auf die Fähigkeit eines Unternehmens, kostendeckend zu wirtschaften. Sie werden berechnet, indem je nach Indikator die relevanten Kosten vom Umsatz abgezogen werden. Die Marge wird in der Regel als Prozentsatz ausgedrückt, kann aber auch als absoluter Wert (zum Beispiel in Euro) angegeben werden.

Im Gegensatz dazu wird die (Kapital-)Rentabilität als Verhältnis zwischen einer Leistungskennzahl (zum Beispiel Jahresüberschuss, EBIT, EBITDA) und einer anderen Bezugsgröße (zum Beispiel Eigenkapital oder Gesamtkapital) ausgedrückt. Die meisten Anleger wollen mit ihrer Investition die maximale Rendite erzielen. In diesem Zusammenhang sind Unternehmen, die hohe Rentabilitätszahlen vorweisen können, für Investoren besonders attraktiv.

Die Bruttogewinnmarge

Die Bruttomarge oder Bruttogewinnmarge gibt Aufschluss darüber, ob ein Unternehmen nach Abzug der bei Herstellung anfallenden Kosten für Personal und Material kostendeckend produziert. Diese Kennzahl wird häufig als Prozentsatz ausgedrückt und wird dazu herangezogen, die Effizienz des Produktionsprozesses eines Unternehmens zu bewerten.

EBIT-Marge

Das EBIT (Earnings before interest and taxes = Ergebnis vor Zinsen und Steuern) ist das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit eines Unternehmens unter Berücksichtigung der betrieblichen Erträge und Aufwendungen ohne Einbeziehung von Zinsen und Steuern. Zinsen, Beteiligungsergebnisse und Steuern sind nicht im EBIT enthalten, da sie nicht im Rahmen der betrieblichen Tätigkeit anfallen. Die EBIT-Marge (auch operative Marge genannt) wiederum lässt sich berechnen, indem das operative Ergebnis (EBIT) ins Verhältnis zum Umsatz gesetzt wird.

 Die EBIT-Marge ermöglicht einen guten Vergleich der Profitabilität von Unternehmen, die in unterschiedlichen Ländern tätig sind. Dies ist der Fall, weil die Ergebniszahlen um die jeweiligen nationalen Steuern und Kapitalmarktbedingungen, die sich im Zinsergebnis niederschlagen, bereinigt sind.

Nettomarge

Die Nettomarge beziehungsweise Nettogewinnmarge gibt Aufschluss darüber, wie profitabel ein Unternehmen nach Abzug aller Kosten, einschließlich Zinsen und Steuern, ist.

 Bei einer Nettomarge von 10 % würde dies bedeuten, dass von 100 Euro Umsatz nach Abzug aller Kosten 10 Euro übrig bleiben. Ein Vorteil der Verwendung der Nettomarge als Instrument zur Analyse der Profitabilität besteht darin, dass sie alle in einem Unternehmen anfallenden Kosten mit einbezieht.

Ein Nachteil der Verwendung der Nettomarge bei der Analyse ist, dass sie viele unregelmäßige Variablen, wie zum Beispiel einmalige Ausgaben und Gewinne, enthält. Dies macht es schwierig, die Ergebnisse eines Unternehmens mit denen anderer Unternehmen der gleichen Branche zu vergleichen.

Eigenkapitalrendite (Return on equity, abgekürzt: ROE)

Einer der wichtigsten Indikatoren zur Messung der Rentabilität einer Investition stellt die Eigenkapitalrendite dar. Die Eigenkapitalrendite drückt den prozentualen Anteil des Gewinns am Eigenkapital oder die Rendite auf das von den Eigenkapitalgebern in das Unternehmen investierte Kapital aus.

 Damit Unternehmen Investoren anziehen können, sollte die Eigenkapitalrendite mindestens so hoch sein wie die durchschnittliche Rentabilität auf dem Kapitalmarkt. Unternehmen mit einer hohen Eigenkapitalrendite sind in der Regel besser in der Lage, liquide Mittel aus dem eigenen Bestand zu generieren und sind daher seltener auf eine Fremdfinanzierung angewiesen, was häufig als Zeichen einer hohen Stabilität gewertet wird.

Gesamtkapitalrentabilität

Die Gesamtkapitalrentabilität, auch bekannt als Gesamtkapitalrendite, ist eine Kennzahl zur Ermittlung der Rendite des gesamten in einem Unternehmen eingesetzten Kapitals, das sich aus dem bereitgestellten Eigen- und Fremdkapital zusammensetzt. Der Unterschied zur Eigenkapitalrendite besteht darin, dass die Gesamtkapitalrentabilität auch die Verzinsung des von Fremdkapitalgebern zur Verfügung gestellten Kapitals berücksichtigt.

 Eine Gesamtkapitalrentabilität von 10 % bedeutet, dass das Unternehmen 10 Euro erwirtschaftet, wenn 100 Euro an Kapital zugeführt werden. Je höher dieser Wert ausfällt, desto besser ist dies zu bewerten, denn es bedeutet, dass das Unternehmen im Verhältnis zum eingesetzten Kapital einen hohen Gewinn erzielt. Da einige Branchen wesentlich kapitalintensiver sind als andere, kann diese Kennzahl bei Unternehmen aus verschiedenen Branchen sehr unterschiedlich ausfallen.

Welche anderen Methoden der Profitabilitätsanalyse gibt es?

Neben den Standardkennzahlen der Profitabilitätsanalyse gibt es noch einige weitere Methoden, die dazu beitragen können, fundierte Entscheidungen zu treffen. Dazu gehören die Kundenprofitabilitätsanalyse (Customer profitability analysis) und die qualitative Analyse.

Kundenprofitabilitätsanalyse

Die Kundenprofitabilitätsanalyse ist ein Instrument, mit dem Unternehmen herausfinden können, welche ihrer Kunden ihnen die höchsten Gewinne einbringen. Bei der Analyse werden Faktoren wie die Kosten für die Kundengewinnung und -bindung berücksichtigt. Zu den typischen Kosten der Kundenbindung gehören das Marketing und der Kundenservice sowie die Kosten für anfallende Nacharbeit.

 Ziel der Analyse ist es, den Unternehmen dabei zu helfen, ihre Ressourcen auf diejenigen Kunden zu konzentrieren, die am profitabelsten sind. Es stellt sich oft heraus, dass es nicht immer die größten Kunden sind, mit denen die Unternehmen die höchsten Gewinne erwirtschaften.

Qualitative Analyse

Die qualitative Analyse im Rahmen der Profitabilitätsanalyse ist eine Methode, mit der das (Gewinn-)Potenzial eines Unternehmens analysiert werden kann. Während die quantitative Analyse auf Daten wie Zahlen in einer Gewinn- und Verlustrechnung, einer Bilanz oder einer Kapitalflussrechnung beruht, zielt die qualitative Analyse auf die Auswertung nicht quantifizierbarer Informationen ab.

Dazu gehören zum Beispiel die Kompetenz der Geschäftsleitung, die Motivation der Mitarbeiter und die Reputation des Unternehmens. In den meisten Fällen werden jedoch sowohl qualitative als auch quantitative Analysen durchgeführt, um die Entwicklung und das Potenzial eines Unternehmens umfassend zu untersuchen.

Wie aus den bisher behandelten Inhalten hervorgeht, sind Profitabilitätskennzahlen, isoliert betrachtet, nicht aussagekräftig genug, um die Leistung und Entwicklung eines Unternehmens genau abzubilden. Einmaleffekte, steuerliche Rahmenbedingungen in den jeweiligen Ländern, Kapitalmarktbedingungen, Subventionen, die Höhe des Gesamt- oder Eigenkapitals und vieles mehr können ein falsches Bild von einem Unternehmen zeichnen.

Um Fehlentscheidungen zu vermeiden, sollten daher neben den Profitabilitätskennzahlen auch andere Finanzkennzahlen in Betracht gezogen werden. Es ist außerdem sinnvoll, die Kennzahlenanalyse durch eine qualitative Analyse zu ergänzen.

Warum ist der Branchenkontext bei der Durchführung einer Profitabilitätsanalyse wichtig?

Bei der Durchführung einer Profitabilitätsanalyse ist es auch wichtig, zu berücksichtigen, dass Unternehmen in verschiedenen Branchen und sogar Anbieter verschiedener Produkte innerhalb einer Branche unterschiedlich hohe Gewinnmargen erzielen können.

 Auf der Grundlage quantitativer und qualitativer Daten ist es daher sinnvoll, nur Unternehmen miteinander zu vergleichen, die in der gleichen Branche tätig sind und ein ähnliches Produktangebot aufweisen. Außerdem kann die Gewinnmarge allein kein vollständiges Bild der Entwicklung einer Branche vermitteln, da in manchen Jahren Ereignisse eintreten können, die sowohl in dem jeweiligen Jahr als auch in den Folgejahren zu einer besonders hohen oder niedrigen Gewinnmarge führen.

Es ist daher ratsam, Unternehmen und Branchen unter Berücksichtigung verschiedener Einflussfaktoren zu analysieren, darunter die Entwicklung der Gesamtwirtschaft, des Geschäftsklimas, des Konsumklimas, der Material- und Energiepreise sowie der geopolitischen Rahmenbedingungen.

Zu den weiteren Aspekten, die bei der Analyse der Profitabilität beziehungsweise des Potenzials eines Unternehmens oder einer Branche zu berücksichtigen sind, gehören:

  • In welcher Lebenszyklusphase befindet sich die Branche, in der das zu analysierende Unternehmen tätig ist?
  • Welche Produkte bietet das Unternehmen an und was beeinflusst die Nachfrage nach den Produkten?
  • Wie hoch ist die Marktkonzentration innerhalb der Branche?
  • Welche Kostenpunkte fallen bei den Unternehmen der jeweiligen Branche an und wie hat sich die Kostenstruktur der Branche in den letzten Jahren entwickelt?
  • Wie intensiv ist der Wettbewerb in der Branche und wie hoch sind die Markteintrittsbarrieren?
  • Wer sind die Hauptakteure der Branche?
  • Wie gestaltet sich der technologische Wandel der Branche?
  • Welche regulatorischen Anforderungen müssen die Unternehmen der Branche erfüllen und inwieweit werden die Unternehmen von staatlichen Institutionen unterstützt?

Final Word

Unter Berücksichtigung dieser und vieler anderer Indikatoren und Einflussfaktoren präsentieren Ihnen die von IBISWorld nicht nur die aktuelle Lage in Tausenden von Branchen weltweit, sondern liefern auch Prognosen darüber, wie sich diese Branchen in den nächsten fünf Jahren voraussichtlich entwickeln werden.

Anhand der in unseren Branchenberichten verfügbaren Informationen können Sie daher besser einschätzen, wie sich ein zu analysierendes Unternehmen in den nächsten Jahren entwickeln wird. Antworten auf Ihre Fragen und vieles mehr finden Sie auf der Website von IBISWorld.

Lesen Sie auch:

What is profitability analysis and why is it important to businesses? (engl.)

Wie führt man eine Branchenanalyse durch?

Die Marktanalyse − Bedeutung, Durchführung und Methoden

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