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  1. Analyst Insights

Der Aufbau der Telematikinfrastruktur im deutschen Gesundheitswesen

Der Aufbau der Telematikinfrastruktur im deutschen Gesundheitswesen

Written by

Clara-Camille Schneider

Clara-Camille Schneider
Industry Analyst Published 26 Jun 2024 Read time: 3

Published on

26 Jun 2024

Read time

3 minutes

Key Takeaways

  • Die Telematikinfrastruktur (TI) steht für die digitale Vernetzung von IT-Systemen im deutschen Gesundheitswesen. Ziel ist der sichere und schnelle Austausch medizinischer Dokumente zwischen den Gesundheitseinrichtungen.
  • Wichtige Anwendungen der TI umfassen die elektronische Patientenakte, das Notfalldatenmanagement, elektronische Arztbriefe und elektronische Medikationspläne.
  • Gesetzliche Rahmenbedingungen wie das E-Health-Gesetz 2016 und weitere Gesetze haben den Ausbau der TI vorangetrieben.
  • Die Digitalisierung verspricht eine verbesserte Behandlungsqualität, schnelleren Informationsaustausch und eine effizientere Verwaltung in der deutschen Gesundheitsversorgung.

Die Telematik kombiniert die Telekommunikation und Informatik und steht für die Vernetzung verschiedener IT-Systeme und die Möglichkeit, Informationen aus unterschiedlichen Quellen miteinander zu verknüpfen. Durch die Anbindung aller Gesundheitsakteure können medizinische Dokumente schnell und durch moderne Verfahren der Datenverschlüsselung, die vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik regelmäßig überprüft werden, sicher zu den behandelnden Ärzten versendet werden.

Funktionsweise der Telematikinfrastruktur

Über den Ausbau der Telematikinfrastruktur (TI) im deutschen Gesundheitswesen soll der digitale Datenaustausch zwischen den verschiedenen Gesundheitseinrichtungen, wie Arztpraxen, Krankenhäusern und Apotheken, und damit die digitale Vernetzung der medizinischen Versorgung erfolgen.

Personen, die in diesem Rahmen auf Daten zugreifen, diese verändern oder neu erstellen wollen, müssen registriert sein und sich mit einer Karte ausweisen. Während sich die Versicherten mit ihrer elektronischen Gesundheitskarte ausweisen, benötigt das medizinische Fachpersonal einen Praxis- oder Heilberufsausweis. Über eine Institutionskarte können sich (Fach-)Arztpraxen, Krankenhäuser und Apotheken in der TI ausweisen.

Der Zugriff der Gesundheitsinstitutionen auf die TI erfolgt über einen versiegelten Internetrouter (Konnektor). Dieser baut eine Verbindung zum VPN-Netzwerk auf, um Dokumente empfangen und versenden zu können.

Die wichtigsten Anwendungen in der Telematikinfrastruktur

Die Telematikinfrastruktur ermöglicht verschiedene medizinische Anwendungen, welche die Abläufe in der medizinischen Versorgung vereinfachen und die Patientenversorgung verbessern sollen. Zu den wichtigsten gehören:

  • Elektronische Patientenakte (ePA): Über die ePA werden alle abgelegten Patientendaten digital zusammengetragen, die von den verschiedenen Gesundheitsakteuren bei Bedarf abrufbar sind.

  • Notfalldatenmanagement (NFDM): Im Rahmen des NFDM können Ärzte in einem medizinischen Notfall notfallrelevante Informationen von der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) abrufen.

  • Elektronischer Arztbrief (eArztbrief): Über elektronische Arztbriefe können sich Ärzte und Psychotherapeuten untereinander über Informationen zur Behandlung ihrer Patienten austauschen. Ab Ende Juni 2024 sind die Praxen gesetzlich verpflichtet, eArztbriefe zumindest empfangen zu können.

  • Elektronischer Medikationsplan (eMP): Über den eMP sind Informationen zu Medikation, Allergien und Unverträglichkeiten der Versicherten auf der elektronischen Gesundheitskarte gespeichert und von Haus- und Fachärzten zu aktualisieren.

  • Weitere wichtige TI-Anwendungen sind das Versichertenstammdatenmanagement (VSDM), Videosprechstunden, die Elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung sowie das Elektronische Rezept (eRezept).

Die Umsetzung der Telematikinfrastruktur im Rahmen beschlossener Gesetze

 Das Sozialgesetzbuch wird 2004 um Paragraf 291 ergänzt. Dieser sieht die Einführung der Telematikinfrastruktur vor, die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) für 2006, die allerdings erst 2011 erfolgte, sowie die Gründung der gematik im Jahr 2005, zuständig für die Koordination der Digitalisierung des Gesundheitswesens und die Konzeption der Telematikinfrastruktur.

Das E-Health-Gesetz, das 2016 in Kraft trat, hat den Rahmen für den Aufbau der TI und die Einführung medizinischer Anwendungen, wie der elektronischen Patientenakte (ePA), des elektronischen Medikationsplans (eMP) oder des Notfalldatenmanagements (NFDM), gesetzt. Mit den ersten Konnektoren und E-Health-Kartenterminals wurde die TI bundesweit seit Ende 2017 eingeführt.

Seitdem wurde die Digitalisierung des Gesundheitswesens durch verschiedene Gesetze vorangetrieben, wie zum Beispiel durch das Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) 2019 oder das Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) 2020, in dessen Rahmen alle Apotheken und Krankenhäuser dazu verpflichtet wurden, sich an die TI anzuschließen.

Aufbauend auf dem fortschreitenden Ausbau der TI wurden seit dem Herbst 2020 schrittweise die ersten medizinischen Anwendungen der eGK – der elektronische Medikationsplan und die Notfalldaten – sowie der Kommunikationsdienst KIM eingeführt. Im Jahr 2021 folgte der Start der Bereitstellung der ePA, der eAU sowie des E-Rezepts, dessen verpflichtende Nutzung im Juni 2024 erfolgt ist. Ab Januar 2025 wird die sogenannte „ePA für alle“ eingeführt.

Der Anschluss der Gesundheitseinrichtungen an die TI geschieht schrittweise. Seit Juli 2021 können sich Pflegeeinrichtungen, Hebammen und Physiotherapeuten freiwillig an die Telematikinfrastruktur anschließen lassen. Seit 2024 ist die TI-Anbindung für ambulante Pflegeeinrichtungen verpflichtend, für alle Heilmittelerbringer und Hilfsmittelanbieter freiwillig. Ab 2026 soll dann die TI-Anbindung auch für Letztere verpflichtend werden.

Die Vorteile der Telematikinfrastruktur für Gesundheitsversorger und Patienten

Die Versicherten profitieren von der digitalen Vernetzung und dem verbesserten Informationsaustausch der Gesundheitseinrichtungen. Es ist für die Qualität der Behandlung entscheidend, dass der behandelnde Arzt über alle relevanten Informationen verfügt.

Auf der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) können Notfalldaten (NFDM) und der elektronische Medikationsplan (eMP) gespeichert werden. Diese Daten sind in Notsituationen, wenn der Versicherte nicht mehr in der Lage ist, Auskunft zu geben, entscheidend, um eine effiziente und erfolgreiche Behandlung zu gewährleisten. Die elektronische Patientenakte ermöglicht es den gesetzlich Versicherten außerdem, selbst auf ihre Patientenakte zuzugreifen.

Final Word

In der Gesundheitsversorgung verspricht die Telematikinfrastruktur mit der Abschaffung von Faxnachrichten und Papierformularen eine schnellere Kommunikation und effizientere Verwaltungsabläufe. Mit der Beschleunigung des Datenaustausches und der schnellen Bereitstellung von Patientendaten lassen sich Mehrfachuntersuchungen vermeiden und das Gesundheitssystem effizienter gestalten.

Die systematische Auswertung von medizinischen Daten verbessert darüber hinaus die Erkennung von Krankheiten, ermöglicht individuell ausgerichtete Therapien und eröffnet neue Heilungschancen. Je mehr Akteure in Zukunft an die Telematikinfrastruktur angeschlossen sind, desto besser kann das Potenzial der TI zur Verbesserung der Qualität und Wirtschaftlichkeit der Gesundheitsversorgung ausgeschöpft werden.

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