Key Takeaways
- Die Häufigkeit und Schwere von Naturkatastrophen nimmt weltweit zu. Veränderungen der Umwelt im Zuge des Klimawandels verursachen hohe wirtschaftliche Schäden.
- Wirtschaftszweige wie das Versicherungswesen, das verarbeitende Gewerbe und die Landwirtschaft bekommen die Auswirkungen der immer häufiger auftretenden Naturkatastrophen besonders stark zu spüren.
- Unternehmen auf der ganzen Welt müssen sich auf die ständige Bedrohung durch Naturkatastrophen einstellen und robuste Strategien entwickeln, um die damit einhergehenden Herausforderungen zu bewältigen.
Die zunehmende Bedrohung der globalen Wirtschaft durch Naturkatastrophen
Von Verwüstungen durch Orkane und Überschwemmungen bis hin zu katastrophalen Waldbränden und Erdbeben – die immer verheerenderen Naturkatastrophen stellen Unternehmen aller Branchen vor große Herausforderungen. Naturkatastrophen stören den Betrieb, verursachen erhebliche wirtschaftliche Kosten und fordern Menschenleben.
Die durch Naturkatastrophen verursachten Schäden unterliegen erheblichen Schwankungen, da das Ausmaß der Schäden bei den einzelnen Ereignissen stark variiert. Die wirtschaftlichen Gesamtkosten der durch Naturkatastrophen verursachten Schäden steigen jedoch im Trend. Laut einer Studie des Bundesministeriums für Klimaschutz beliefen sich die Schäden durch die Folgen des Klimawandels in Deutschland zwischen 2000 und 2021 auf 145 Milliarden Euro. Für den Zeitraum bis 2050 wird mit Kosten zwischen 280 und 900 Milliarden Euro gerechnet.
Obwohl die wirtschaftlichen Kosten deutlich angestiegen sind, ist die Zahl der Todesopfer durch derartige Katastrophen in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen. Dies ist vor allem auf die zunehmende Widerstandsfähigkeit der globalen Volkswirtschaften und die Verbesserung der Infrastruktur zurückzuführen, die einen besseren Schutz gegen die Auswirkungen dieser Ereignisse bietet.
Die Zunahme von Naturkatastrophen macht die fatalen Auswirkungen des Klimawandels deutlich. Die richtige Vorbereitung auf diese Herausforderungen ist wichtiger denn je. Doch welche Branchen sind am stärksten von Naturkatastrophen bedroht? Und welche Möglichkeiten gibt es, die damit einhergehenden Risiken zu mindern?
Welche Branchen sind am stärksten von Naturkatastrophen betroffen?
Versicherungsgesellschaften
Aktuelle Auswirkungen
Die wachsende Unsicherheit für Versicherungsunternehmen, die durch die zunehmende Häufigkeit und Intensität von Naturkatastrophen hervorgerufen wird, hat Einfluss auf die Risikobewertung, die Prämiengestaltung und die Versicherungsdeckung. Naturkatastrophen wie schwere Überschwemmungen und Waldbrände führen zu einem sprunghaften Anstieg der Schadenersatzforderungen für Sachschäden und Verluste, was spürbare finanzielle Auswirkungen auf die Versicherungsunternehmen hat. So beziffert der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft allein den Gesamtschaden, der durch die Ahrtalflut im Jahr 2021 entstanden ist, auf 8,4 Milliarden Euro.
Um das erhöhte Risiko auszugleichen, sind die Versicherungsgesellschaften gezwungen, die Versicherungsprämien zu erhöhen, insbesondere in Gebieten mit erhöhter Anfälligkeit für Naturkatastrophen. Dieser Ansatz verdrängt jedoch einige Unternehmen und Privatpersonen aus dem Versicherungsmarkt, da die überhöhten Kosten die Produkte für sie unerschwinglich machen.
Die Versicherungsgesellschaften haben auch mit den steigenden Kosten für Rückversicherungen zu kämpfen, mit denen sie ihre Gefährdung durch Naturkatastrophen begrenzen wollen. Diese steigenden Kosten werden in Form von Prämienerhöhungen an die Versicherungsnehmer weitergegeben.
Zukünftige Auswirkungen
In den kommenden Jahren werden die Auswirkungen von Naturkatastrophen auf die Versicherungsunternehmen voraussichtlich erheblich sein. Angesichts der zunehmenden Häufigkeit und Schwere von klimabedingten Ereignissen werden die Versicherungsunternehmen wahrscheinlich mit mehr Schadensfällen konfrontiert werden, was die Gewinnspannen der Versicherer belasten dürfte.
Dieser Trend dürfte die Versicherungsprämien erhöhen und die Versicherer dazu veranlassen, ihre Preismodelle und Underwriting-Prozesse zu überprüfen, um sicherzustellen, dass robuste Risikobewertungsstrategien zur Schadensbegrenzung vorhanden sind. Die Verbraucher erwarten, dass die Versicherungsunternehmen innovative Lösungen entwickeln, um die aus den höheren Prämien resultierenden Probleme im Hinblick auf die Erschwinglichkeit anzugehen. So könnten die Versicherer ihren Versicherungsnehmern beispielsweise flexiblere Deckungsoptionen anbieten.
Erfolgsstrategien
Diversifizierung des Portfolios: Versicherungsgesellschaften können ihre Ressourcen auf mehrere geografische Gebiete verteilen, sodass im Falle einer Naturkatastrophe die Verluste durch Prämieneinnahmen aus verschont gebliebenen Gebieten ausgeglichen werden können. Zur Diversifizierung können Unternehmen die Ausgabe von Katastrophenanleihen in Erwägung ziehen, um das Risiko auf Investoren zu übertragen, ihre Risiken zu diversifizieren und im Falle größerer Katastrophen auf zusätzliche Mittel zugreifen zu können. Diese Anleihen sind jedoch komplex strukturiert und bergen das Risiko eines Kapitalverlusts, wenn vordefinierte Katastrophenereignisse eintreten.
Risikobewertung: Die Überarbeitung von Risikobewertungen und Underwriting-Prozessen ist entscheidend. Versicherungsunternehmen können hierzu künstliche Intelligenz, fortschrittliche Modellierungstechniken und Big Data nutzen. Darüber hinaus sind Versicherungsunternehmen, die proaktiv Schritte zur Risikobewertung einleiten, besser in der Lage, Naturkatastrophen zu bewältigen.
Produktinnovationen: Die Versicherungsgesellschaften müssen innovative Produkte anbieten, die den Versicherungsnehmern Anreize für die Umsetzung von Resilienzmaßnahmen liefern. So können sie beispielsweise Prämiennachlässe oder Deckungserweiterungen für Hausbesitzer anbieten, die in hochwassersichere Baumaterialien oder eine brandresistente Landschaftsgestaltung investieren.
Strategische Partnerschaften mit Rückversicherern: Die Versicherungsgesellschaften können strategische Allianzen mit Rückversicherungsunternehmen eingehen, um deren Fachwissen, Kapital und Fähigkeiten im Risikomanagement zu nutzen. Gemeinsam können sie Rückversicherungsstrategien zur Bewältigung von Risiken entwickeln, die sich aus Naturkatastrophen ergeben. Hierzu zählen beispielsweise Katastrophenanleihen und -derivate.
Landwirtschaftsunternehmen
Aktuelle Auswirkungen
Die zunehmende Häufigkeit und Schwere von Naturkatastrophen, die den Ackerbau und die Viehzucht beeinträchtigen, stellt die Unternehmen der Landwirtschaft vor große Herausforderungen. Naturkatastrophen, insbesondere Überschwemmungen, Dürreperioden, Orkane und Waldbrände, richten verheerende Schäden an den Ernten an und beschleunigen die Bodenerosion, die sich ebenfalls negativ auf die Ernteerträge auswirkt. Auch die Viehbestände sind bedroht, da Überschwemmungen, Stürme und Hitzewellen häufig zum Tod von Tieren und somit zu Produktionseinbußen führen.
Zukünftige Auswirkungen
Da die Zahl der Naturkatastrophen in den kommenden Jahren weiter zunehmen dürfte, werden die landwirtschaftlichen Betriebe auch weiterhin einige Rückschläge hinnehmen müssen. Abgesehen von den unmittelbaren physischen Auswirkungen und wirtschaftlichen Verlusten könnte die zunehmende Häufigkeit und Schwere von Naturkatastrophen die landwirtschaftlichen Betriebe grundlegend verändern. Landwirte könnten ihren Betrieb verlagern, wenn traditionelle Anbaugebiete unbewohnbar werden und andere Regionen besser geeignet sind.
Regelmäßiger auftretende Naturkatastrophen könnten die Produktionsmengen erheblich beeinträchtigen. Zwar könnte ein Produktionseinbruch die Preise für Getreide und Vieh in die Höhe treiben, jedoch fallen die Produktionseinschränkungen höchstwahrscheinlich stärker ins Gewicht als die Vorteile, die sich aus den steigenden Preisen ergeben. Dieser Trend könnte sich besonders auf Kleinbauern auswirken, die nicht ohne Weiteres Resilienzstrategien aufgreifen oder entwickeln können und Schwierigkeiten haben, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.
Erfolgsstrategien
Diversifizierung der Anbaukulturen: Durch den Anbau eines breiten Spektrums von Nutzpflanzen können sich die Betriebe gegen das Risiko von Verlusten durch Naturkatastrophen absichern. Dies kann den Anbau mehrerer Pflanzensorten umfassen, die wechselnden Umweltbedingungen standhalten. Durch den Anbau von dürreresistenten und überschwemmungstoleranten Pflanzensorten können Landwirtschaftsbetriebe beispielsweise trotz unbeständiger Wetterbedingungen ihre Produktivität aufrechterhalten. So werden ständig neue Rebsorten gezüchtet, die den veränderten klimatischen Bedingungen besser trotzen.
Investitionen in eine widerstandsfähige Infrastruktur: Durch strategische Investitionen in die Infrastruktur, etwa in Dämme und Gewächshäuser, die so konzipiert sind, dass der Wasserzufluss auch bei starken Regenfällen reguliert wird, sowie in Lagereinrichtungen, die auch extremen Wetterbedingungen standhalten, können landwirtschaftliche Betriebe ihre Produktion effektiv schützen und mögliche Verluste begrenzen.
Einsatz von Technologie: Der Einsatz von Fernerkundungsverfahren, Satellitenbildern und prädiktiver Analytik in der Landwirtschaft kann die Reaktion auf Katastrophen verbessern. Die Nutzung von Echtzeit-Überwachungstools, die Wettermuster, den Zustand der Pflanzen und die Integrität der Infrastruktur verfolgen, kann die rechtzeitige Entscheidungsfindung erleichtern, was bei Naturkatastrophen besonders wichtig ist.
Risikomanagement: Um die mit Naturkatastrophen verbundenen finanziellen Risiken in den Griff zu bekommen, ist ein umfassender Versicherungsschutz, der Ernte- und Sachversicherungen einschließt, unerlässlich. Alternative Risikotransferstrategien wie Katastrophenanleihen oder -derivate können einen zusätzlichen Schutz bieten, der auf die spezifischen landwirtschaftlichen Risiken zugeschnitten ist.
Verarbeitendes Gewerbe
Aktuelle Auswirkungen
Naturkatastrophen stellen die Hersteller weltweit vor große Herausforderungen im Hinblick auf die Produktion, die Lieferketten und die Kostenstruktur. Produktionsstätten in Regionen, die für Naturkatastrophen anfällig sind, haben immer wieder mit Störungen zu kämpfen, die zu erheblichen Produktions- und Umsatzeinbußen führen können. So können beeinträchtigte Lieferketten Engpässe bei wichtigen Rohstoffen und Vorprodukten zur Folge haben, was mit plötzlichen Preisschwankungen einhergehen kann.
Darüber hinaus haben Hersteller in Hochrisikogebieten mit erhöhten Betriebskosten zu kämpfen. Dies ist auf höhere Versicherungsprämien und die finanzielle Belastung durch Wiederaufbaumaßnahmen nach einer Katastrophe, wie den Ersatz beschädigter Maschinen, zurückzuführen.
Zukünftige Auswirkungen
Die voraussichtlich immer häufiger auftretenden Naturkatastrophen stellen die Hersteller weltweit vor eine Reihe von Herausforderungen. Die Hersteller werden weiterhin mit Lieferkettenstörungen konfrontiert sein, die zu einer erhöhten Volatilität der Rohstoffpreise und erheblichen Lieferverzögerungen beitragen werden.
Extremwetterereignisse wie schwere Überschwemmungen und Stürme können Anlagen beschädigen und zu Fehlfunktionen, Stromausfällen und möglicherweise erheblichen strukturellen Beeinträchtigungen führen. Die Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes werden zudem mit einem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften konfrontiert sein, da Naturkatastrophen zu vorübergehenden Entlassungen von Mitarbeitern führen können. Gleichzeitig bieten widrige Wetterereignisse jedoch Chancen für Hersteller, die Produkte für das Katastrophenmanagement herstellen.
Erfolgsstrategien
Diversifizierung der Lieferketten: Durch den Bezug von Rohstoffen und Vorprodukten von verschiedenen geografischen Standorten und Lieferanten können Unternehmen ihre Lieferketten diversifizieren. Diese Maßnahmen können dazu beitragen, das Risiko von Störungen durch Naturkatastrophen in einer bestimmten Region oder bei einzelnen Lieferanten zu mindern.
Strategisches Bestandsmanagement: Mithilfe eines strategischen Bestandsmanagements können Unternehmen einen Puffer gegen Lieferkettenstörungen schaffen und somit die Auswirkungen von Naturkatastrophen auf die Produktionsabläufe begrenzen. Dies kann das Vorhalten von Sicherheitsbeständen wichtiger Komponenten und den Aufbau von Lagerbeständen in verschiedenen geografischen Gebieten umfassen.
Erschließung alternativer Märkte: Die Hersteller sollten Beziehungen zu Märkten in Gebieten aufbauen, die weniger von Naturkatastrophen betroffen sind. Diese Strategie kann Verluste ausgleichen, die durch einen Einbruch der Nachfrage in Katastrophengebieten entstehen. Gleichzeitig können sich Hersteller, die Produkte für das Katastrophenmanagement anbieten, um Märkte in Hochrisikogebieten bemühen.
Sicherstellung des Zugangs zur Notstromversorgung: Hersteller können ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Naturkatastrophen stärken, indem sie Notstromsysteme wie Generatoren oder Batteriespeicher einrichten oder sogar erneuerbare Energiequellen anzapfen, um den reibungslosen Betrieb von Produktionsanlagen auch bei Stromausfällen sicherzustellen.
Final Word
Das zunehmende Auftreten von Naturkatastrophen stellt eine erhebliche Bedrohung für die Bevölkerung und die Weltwirtschaft dar. Weltweit sind Branchen mit steigenden Kosten, erhöhten Risiken und schwerwiegenden Beeinträchtigungen konfrontiert.
Die Unternehmen müssen flexibel auf diese Veränderungen reagieren und Chancen strategisch nutzen können. Naturkatastrophen zwingen die Unternehmen dazu, innovative und robuste Strategien anzuwenden, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Unternehmen, welche die mit Extremwetterereignissen verbundenen Risiken und Auswirkungen effektiv bewerten und innovative Lösungen entwickeln, sind besser positioniert, um auf lange Sicht erfolgreich zu sein.